ARD-Zwangsbeitrag abschaffen

Kategorie: Zeitgeschehen
Veröffentlicht am Freitag, 10. Juni 2022 15:18
Geschrieben von Helmut Försch
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Fernsehen – Gebührenerhöhung abgelehnt – ein Problem?

In Sachsen-Anhalt wurde über eine von den Fernsehanstalten beantragte Erhöhung der rechtlich fragwürdigen Zwangsabgabe für die elektronischen Medien nicht abgestimmt, weil es ansonsten zu einer gemeinsamen Ablehnung durch CDU und AfD hätte kommen können. Man fragt sich: ist das demokratisch? Natürlich nicht. Diese Art der Nicht-Auseinandersetzung ist Wasser auf die Mühlen der AfD. Auch wenn die AfD in unserm Staat derzeit ein Fremdkörper ist und in der Regel das auch ständig durch entsprechendes Gebaren bestätigt, ist sie durch freie Wahlen legitimiert worden. Man hat sich mit dieser Partei und einzelnen Mitgliedern derselben auseinanderzusetzen. Nicht jeder Abgeordnete dieser Partei und vor allem viele ihrer Wähler sind Nazis und einer kann auch mal eine gute Idee haben. Außerdem sollten sich z. B. Sozialdemokraten daran erinnern, wie sie in den 50er Jahren behandelt wurden. Und, dass das Aufkommen der AfD ein Ergebnis der Politik seit 1950 ist. Mir steigen aus dieser Zeit böse Erinnerungen auf, als alles, was links war, nicht nur verteufelt, sondern auch rechtlich und verbal bekämpft wurde, als die 131er wieder kamen, als die Wiedergutmachung zur Farce wurde, und Leute, die in der Vergangenheit von Ex-Nazis forschten, schließlich emigrierten. Und wie seither alle, wenn sie mal an den Trog kamen, sich von Paulus zum Saulus wandelten. Das allein hätte mich noch nicht bewogen meine Meinung dazu kund zu tun, denn ich weiß nur zu gut, wie man diese einordnen könnte. Es geht hier um eine von einer überwältigten Mehrheit der Politik gutgeheißene Erhöhung der Zwangsabgabe. Auch von der Mehrheit der Bürger? Niemand fragte nach, ob das angemessen ist, vor allem: ist das nötig? Derzeit m.M. bestimmt nicht. Deshalb: Corona hat uns voll im Griff. Im Besonderen ist es unsere Freizeit, die uns, weil man an das Haus gefesselt ist, dick zugeteilt wird. Man kann nicht immer nur lesen. Kunst, Kultur, Vereine, Sport, Spiel, Freundschaft, Hobby bekommt man nur bedingt und in spärlichsten Dosen, wenn überhaupt ermöglicht. Als Behinderter kann man den täglichen Spaziergang mit dem Rollator nur kurz genießen. Jetzt in der Winterzeit sind die Fußwege schon bei der ersten Glätte mit Sand oder Split gestreut und machen den Spaziergang zum Stress für die Gelenke, vor allem der Schultern. Die Zeitung ist zum nahezu reinen Informationsblatt über die Pandemie geworden, die uns gewollt überflutet und zudem durch die oft widersprüchlichen und nicht nach zu vollziehbaren Fakten mehr verwirrt als bestärkt. Hier kämen nun eigentlich die elektronischen Medien ins Spiel, vor allem das Fernsehen, ARD und ZDF mit ihren vielen Zöglingen in den Bundesländern und Anhängseln, die uns eine Vielfalt bescheren oder vortäuschen? Die Frage, ob eine Erhöhung der Gebühren angemessen ist muss zurücktreten hinter: Werden diese Medien ihrer Aufgaben gerecht. Ich sehe ein großes Defizit. Die Vielfalt von Kultur, Umwelt, Gemeinsamkeit und Engagement hat uns seit März weiter zunehmend gelähmt. Anfangs halfen die Bücher, die noch gelesen werden wollten. Aber schnell wurde klar, dass das Fernsehen immer mehr als Vehikel der Beeinflussung genutzt wurde. Niemals in der Vergangenheit habe ich es so gebraucht. Aber was ich vorfinde ist erschreckend. Kultur, Sprache, Dialekt, Liedgut, was ist davon geblieben aus meiner Jugendzeit. Wir lernten noch deutsche Volkslieder in der Schule, sie sind verschwunden, werden allenfalls wie Kuriositäten vorgestellt. Überall scheint man besessen davon, deutsche Worte durch Anglismen zu ersetzen. Selbst Verlautbarungen der Behörden machen da mit. Es ist geradezu absurd, wenn man versucht auf deutsche Bezeichnungen zu bestehen. Da wird man gleich mit der Rechten in einen Topf geworfen. In unserer Zeitung versucht Scheuring in der Glosse „Unterm Strich“ auf humorvolle Weise das zu thematisieren. Das ist gut, aber zu wenig. Die wie ich finde vorsätzliche Zerstörung unseres Kulturgutes Sprache könnte gerade von den Medien aufgehalten werden. Wir haben so eine reiche Sprache, können alles damit ausdrücken. Das deutsche Fernsehen hat den Anspruch Kultur in ihre Satzungen geschrieben. Das müsste heißen, dass ihr gesamtes Programm unter diesem Gesichtspunkt gesehen werden muss. Wird sie das? Das ist die eine Seite der Medaille. Nun spreche ich mal für mich, auch weil sich meine Erfahrungen und Ansichten mit denen vieler Menschen, mit denen ich darüber gesprochen habe decken. Die Programme gehen auf allen Sendern über riesige Zeiträume. Aus den Programmübersichten weiß ich ungefähr, was angeboten wird. Wie in früheren Zeiten schalten wir, (meine Frau und ich), auch jetzt unter der Pandemie, nur von ca. 18 bis 22.30 Uhr das Gerät ein. Nur selten darüber hinaus. Und ich denke, dass viele Familien und Senioren in dieser Zeit der kulturellen Magersucht auch diesen Zeitraum wählen und da finde ich vorwiegend Krimis, Quiz- u. Talkshows, Kochsendungen, Sport und jetzt Medizin und Nachrichten, aber die hören wir schon im Radio. Es gibt Natur-, Reise- und Heimatvideos von hoher Qualität, deren Texte aber leider oft durch Musikeinspielungen nicht oder nur schwer zu verstehen sind. Wir sehen, dass sich die Menschen, die das produzieren, die größte Mühe geben. Aber auf der einen Seite tut man viel für Frieden, Völkerfreundschaft und Umwelt, zeigt aber auch immer wieder die Filme über die NS-Vergangenheit und die Weltkriege, dabei völlig verkennend, dass man die Wirklichkeit dieser Gräuel niemals, auch in Dokumentationen nicht zeigen kann; sie verharmlosen nur. Außerdem sehe ich, dass vor allem die Geschichte der Jahre 1918 im Unterricht intensiver und breiter behandelt werden muss. Das alles hat mich nun lange beschäftigt. Weil sich das nun unter Corona so stark ins Negative verändert hat und sichtbar wird, muss gehandelt werden. So sagte ich mir: Was können das für Gründe für dieses negative Bild sein: Anstatt alle Sender abzustimmen und gemeinsam zu handeln, scheint ein Konkurrenzdenken zwischen den einzelnen Sendern vorzuherrschen. Da gibt es Einschaltquoten, die nicht für Qualität stehen können. Wir finden nicht einmal zwischen dem ERSTEN und ZDF einen Kontrast. Und die Programme der Länder sind ohne jede sichtbare Differenzierung, sie tauschen nur ständig die einzelnen Beiträge aus. Das ist wohl effektiv für die Sender, nicht für den Zuschauer. Ein unentwirrbares Nebeneinander ohne ein erkennbares System. Es scheint vorgesehen zu sein, Meinung zu vermitteln, wo man bestrebt sein müsste, zur Meinungsbildung anzuregen. Die politische Landschaft ist abzubilden, aber Meinung und Kommentar sind deutlich zu machen. Da das Programm des Fernsehens zum Teil auch fremdfinanziert ist, stellt sich die Frage, ob die unabhängige Berichterstattung dadurch nicht gefährdet ist. Nun scheint es angesichts Corona oberste Priorität zu sein, Angst zu schüren. Selbst im Unterhaltungssektor gibt es fast nur Krimis, Dramas, Horror, Klinik und Satire. Was den verunsicherten Menschen in dieser trostlosen Zeit fehlt, ist Hoffnung, Frohsinn, Heiterkeit. Das gibt’s nur in winzigen Dosen, wie z.B. an den Weihnachtsfeiertagen. Das ist nicht nur im Fernsehen so, auch die Presse ist so geortet. Von vorn bis hinten Corona-Pandemie, garniert mit Unfällen, Straftaten, Gerichtsurteilen, Promileben, Börsenkurse, Bilder und Todesanzeigen. Dazu kommen die ständigen, oft von Woche zu Woche sich ändernden Vorschriften und Verbote, die oft nicht verständlich, manchmal sogar absurd oder nicht logisch sind. Von Tag zu Tag verlieren mehr Menschen das Vertrauen in die Kompetenz der Regierung. Die Abschnürung des gemeinschaftlichen Lebens bis hin zur faktischen Quarantäne belastet die Menschen so sehr, dass die psychiatrischen Kliniken überfüllt sind, Familien zerbrechen, Kinder und Jugendliche in der Ausbildung zurückgeworfen werden und mehr als wir Erwachsenen sozial benachteiligt werden. Dass das so ist, ist nicht die Schuld der Medien allein. Aber sie hätten es in der Hand das zu ändern. Ich erinnere mich an die Kriegszeit: Der Tod klopfte bei fast allen Familien an, keiner wusste, was am nächsten Tag zu bewältigen sei und ob vor Tagesanbruch die Gestapo käme. Damals wusste man, was den Menschen in dieser schweren Zeit von allem Leid ablenkt. Unzählige Filme, von damals, aus denen der Faschismus nicht rausglotzt, könnten heute noch ein wenig Freude in den Corona-Alltag bringen. Und was hatten wir doch noch bis vor wenigen Jahren für Lach-Kanonen. Die schickten uns lachend ins Bett. Es ist für einen alten Antifaschisten nicht einfach, sowas zu schreiben. Aber das Ersäufen des Gemüts in Angst und Schrecken und die Laschheit und Indifferenz unserer Medienmacher und Politiker zwingt mich dazu. Die Kombination Sicherheit und Gesundheit ist in Planspielen global schon sein über 20 Jahren erarbeitet und durchgespielt worden. Eine der Aufgaben wurde dort so gestellt: „Flutet die öffentliche Meinung!“ Wir sehen, dass das exzessiv durchgeführt worden ist. Also fragt sich der Bürger: Bin ich nur noch Spielball oder schon Verfügungsmasse. Was könnte man, was könnte sich ändern. Wie könnte die Finanzierung und die Unabhängigkeit des deutschen Fernsehens gesichert und zugleich das Angebot verbessert werden? Das wäre, so denke ich, durchaus möglich, wenn die Erfüllung 1. der Aufgaben gegenüber der Allgemeinheit und der Konsumenten oberstes Ziel wäre. Was könnte man ändern: Absprache über die Programmgestaltung – nicht wer die meisten Zuschauer hat, sondern dass der Konsument eine optimale Auswahlmöglichkeit hat. Denn es ist nicht nötig, dass man unter drei oder 6 Krimis zur gleichen Zeit auswählen kann, sondern auch Sport, Quiz, Talk-Show, Klassik oder Volksmusik, Literatur, Natur, Umwelt, Theater, Reisen etc. gleicherweise im Angebot sind. Nicht mühsam suchen, sondern im Überblick zu finden. Das kann man machen, das kann man organisieren. Man sollte sich auch fragen: Brauchen wir auf allen Kanälen ein fast rund-um-Programm. Wäre weniger nicht mehr. Heutzutage haben wir am Wochenende auf allen ARD-Kanälen Sport – zur gleichen Zeit. Dem gegenüber sehe ich nur ein Problem: Seit den 50er Jahren haben sich eine große Menge von Mitarbeitern angesammelt, die untergebracht werden müssen. Die kann man nach und nach ohne Schmerzen abbauen oder effektiver einsetzen. Keiner müsste mit leeren Händen dastehen. Es wird nur darum gehen ob man etwas will. Diese kleine Schwedin ist mir alten Knaben ein Vorbild. Mein Gott, was hätten wir heute für einen Staat des Friedens und des Wohlstands, wenn wir so wie sie für ihre, auch wir für unsere und unserer Kinder Zukunft gekämpft und nicht resigniert hätten – wären doch Billionen nicht verschleudert worden für Rüstung und Export und hätten viele Leben, unzählige Leben gerettet werden können. Mit diesen wenigen Zeilen möchte ich versuchen, etwas, was vor unseren Augen sich abspielt, ins Blickfeld zu bringen. Wir alle sehen es, haben es seit Jahren erlebt, Corona hat es deutlich gemacht. Macht Euch Gedanken, denkt nach, die Lösungen liegen nicht auf dem Tisch. Es steht in unserer Verantwortung, für die Gesellschaft, für unsere Jugend, für künftige Generationen: Diese unsere öffentlichen Medien können mehr sein, mehr werden, viel, viel mehr erreichen.                                                                                                                                           helmut försch