Leserbriefe 2020

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Leserbriefe

zu: „Moria in Flammen“ 10.9.20 S.1

Seehofer verweigert den Bundesländern eine Soforthilfe beim Finale der unmenschlichen Zustände im Flüchtlingslager Moria. Wer hier nicht hilft und erst recht, wer Hilfe verbietet, stellt sich außerhalb der Gesellschaft. Wer das Flüchtlingselend verursacht hat, wissen wir.
Die Vereinten Nationen, auf die wir nach 1945 setzten, sind durch ihr Veto-Recht ein zahn­loser Löwe mit Samtpfoten. Dass es die EU in den langen Jahren seit dem Irankrieg nicht geschafft hat, wenigstens auf ihrem Areal humanitäre Hilfe gemeinsam zu gestalten, hat einen ähnlichen Grund. Der Zwang zur Einstimmigkeit macht es dem kleinsten Kläffer möglich, die Gesetzgebung zu blockieren. Deutschland hat den Ratsvorsitz für dieses Halbjahr. Es könnte Zeichen setzen. Es könnte Druck machen, zeigen, dass es als Geldgeber auch mitbestimmen will, wo’s langgeht, dass – wer Gebote der Menschlichkeit nicht mitträgt - auch keinen An­spruch auf Lastenausgleich hat. Mit Seehofer haben wir einen Klotz am Bein. Der Operateur sagt: amputieren.

Zu„Mahnwache gegen Atomwaffen“, 10.8.2020, S. 20

Bei den Mahnwachen an den Gedenktagen darf es nicht bleiben. Das Grundgesetz hat uns Abstimmungen versprochen. Umfragen zeigen, dass die große Mehrheit der Deutschen sich  für das Verbot von Atomwaffen einsetzt. Es kann nicht sein, dass eine kleine Gruppe von Politikern diese überlebenswichtige Frage gegen die Mehrheit des Volkes entscheiden darf. Seit den 70, 80er Jahren ist unsere Heimat als Atomgefechtsfeld im Plan. Entgegen allen Verträgen und Versprechen rückt die Nato Russland mit Stationierungen und Manövern auf den Territorien seiner Nachbarn auf den Pelz. Und will uns verbieten, von dort Erdgas zu beziehen. Wir brauchen keinen Vormund, wollen keine Atomwaffen in Deutschland, wollen dass Deutschland den 2017 von der UNO beschlossenen Vertrag ratifiziert. Wir wollen endlich über so wichtige Fragen wie die Zukunft unserer Kinder, Militär oder Wohlstand für alle mitbestimmen. Wir wollen den Klimawandel in den Griff bekommen und Corona. Und auch darüber abstimmen. Ohne Abstimmungen sind wir entmündigt.

Alle Hochkulturen der Vergangenheit gingen zugrunde, weil sich die Führungskaste vom Volk entfernt hat. Sind wir auch soweit?

zu: „Regierung hat erhebliche Zweifel“, 5.8.20-S. 21

Da mischt sich die Regierung ein, weil die  Stadt mit einem Probebetrieb testen will, ob der Ver-such, an einem Schwerpunkt des Verkehrs die Belastung zu verringern, auf diesem Wege möglich ist. Nun könnte ich ohne lange nachzudenken zwanzig Ereignisse oder Beschlüsse aufzählen, bei denen viele Bürger sich darüber gefreut hätten, wenn man sich dort oben darum gekümmert hätte oder tätig geworden wäre. Ich nenne nur den Bereich Berliner Ring-Schweinfurter Straße-Europa­stern-Nordtangente, wo immer mehr reingepackt wird und der Verkehr zunimmt. Oder die nur langsam und zerstückelt fortschreitende Verbesserung des Radverkehrs. Darauf warten vor allem die Fußgänger, denn es bestünde dann die Hoffnung, dass man ungefährdet und nicht erschreckt eigene Wege hat, vor allem, wenn dann auch parkende Fahrräder eigene Plätze haben. Ein paar Ladeninhaber glauben, dadurch Nachteile zu haben. Konnten ihre Kunden bisher mit ihren Fahrzeugen dort halten? Wäre das nicht eher beim Einbahnverkehr möglich? Lasst es doch erst mal versuchen. Sicher geht es dann hier genauso wie damals, als man glaubte, die Welt geht unter, als die Domstraße Fußgängerzone wurde.

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zu: „Giffey will Verdienstgrenze beim Elterngeld senken.“ 18.2.2020 S.1

Diese brisante Nachricht zeigt so deutlich, den Zustand unsres Sozialstaats. Da soll ohne eine Bedarfsprüfung dem Mittelstand eine deutliche Einbuße zugemutet werden. Nun gut, nicht allen droht das. Sie werden trotzdem noch nicht Flaschen sammeln und bei der Tafel anstehen müssen,  oder ihre Medikamente zunehmend aus der eigenen Tasche zahlen müssen wie so mancher aus den niederen Einkommensgruppen. Und auch mit ins unermessliche steigenden Mieten werden sie sich nicht herumschlagen müssen, höchstens mit den steigenden Energiepreisen für den Swimmingpool. Den Aderlass werden sie so hoffe ich verkraften können. Außerdem wird es, wie bei ähnlichen Projekten schon eine Möglichkeit geben, sie anderweitig zu entschädigen.

Zu: Ringen um Wahlrechtsreform 26.8. S.1 + Geisterspiele vorbei? 27.8. S.1

Sind wir noch zu retten? Da basteln Leute an einer Wahlrechtsreform, deren Ziel es schon immer war und erst recht jetzt ist, möglichst viele ihrer Leute auf sichere Posten zu bringen.

Das Kompromiss-chen zeigt. Sie können es nicht. Der Souverän wäre gefragt. Und es wird wohl auch darauf hinauslaufen, dass er die Sache in die Hand nimmt und, da ihm standhaft das Recht auf Abstimmungen verwehrt wird, bei der nächsten Bundestagswahl seine Stimmen so platziert, dass keine Überhangmandate entstehen.
Der Ex-Ministerpräsident von Bayern zeigt immer wieder, was er nicht kann. Nun meinte er: da die Leute im ÖPNV eng beieinander säßen, könnten sie ja auch auf Fußballplätzen zusammen kommen. Nun sitzen die Fahrgäste mit ihrem Mundschutz ruhig, meist nur für einige Minuten, neben häufig wechselnden Nachbarn. Da wird nur selten ein Gespräch durch die Maske geführt. Wie es in Fußballstadien aussieht und sich anhört weiß man doch. Bei jedem Foul oder Tor würden vorhandene Viren beim Aufschrei und Siegesgesängen sich massenhaft verbreiten. Zwei Stunden still sitzen und mit Mundschutz jubeln und singen. Das glaubt nur Seehofer.

zu: „Scheurings Wort zum Sonntag“, VB,28.3.20 S.1

Wie gewohnt trifft er den Nerv. Humor ist wirklich gefragt, Tristesse haben wir genug und die wird uns auch von Amts wegen in Presse und Fernsehen bis zum Überdruss verordnet. Was wirklich wichtig ist muss kurz, klar und deutlich gemacht werden. Die Flut der spekulativen Ergüsse und der ständigen Wiederholungen aber solle man durch ein bisschen Humor und Entspannung ersetzen. So gelingt es unsern Karikaturisten fast jeden Tag dem Leser zumindest ein Lächeln zu entlocken. Einfacher als eine Zeitung sollte es eigentlich dem Fernsehen gelingen, für Entspannung zu sorgen. Dem BR ist es mit den Schnellschüssen der Fürther Bühne, von Kabarettisten und - besonders gut gelungen - mit dem Michl Müller für ein paar schöne Stunden zu sorgen. Das wars aber auch.
Meinetwegen könnte das Fernsehen diese langweiligen Talkshows und die mit der Wirklichkeit nichts gemein habenden Krimis auf Halde schieben und mal in ihren Archiven nachschauen: Was gab es da für wunderbare Lustspiele und Humoresken mit einer Galerie von Schauspielern, die uns in schwerer Zeit in die Kinos lockten und vor den Fernseher holten.
Psychologen warnten vor den Folgen der erzwungenen Abschottung. Gemeinsames Lachen und Freudentränen sind ein probates Mittel, die Einsamkeit erträglicher zu machen. Helfen Sie mit.

Zu: „Was im Konjunkturpaket steckt“ MP.5.6.20 S.4

BFM-Scholz nannte es einen Rumms. Ja, damit verfliegen alle Träume von Miteinander, Soli­darität und Gerechtigkeit, die man erwartete und  dass die Zwangspause zu  Ruhe, Nachden­ken und einem Miteinander hätte führen können. Was war doch vor Corona alles noch greifbar nahe: die Verkehrswende, die Chance, nicht nur die Erderwärmung in den Griff zu bekom­men, die maßlose Verschwendung der Ressourcen zu beenden, erneuerbare Energie zu för­dern. Wo bleiben jetzt die Geschäfte, der Mittelstand und die kleinen Leute, die schon längst resignierten. Die Bundesbank erwartet  mit diesem Paket eine deutliche Erholung der Wirtschaft in 2021, die Aktien steigen, Tantiemen und Boni fließen. Auf der anderen Seite die erbärmlichen Mindestlöhne, der Missbrauch der Sozialkassen, die extremen Mietpreise und der Wucher mit dem nie vermehrbaren Grund und Boden. Die Große Koalition fährt den vom Grundgesetz gewollten sozialen Staat an die Wand.  Was bleibt: Warten auf  Herbst 2021!!

zu: „Deutschland darf nicht nur den Großen helfen“ S.2 + „Auch Kinder müssen Masken tragen“ S. 3 MP 22.4.20

Stefan Stahl referiert mit dem Blick von gestern auf den Wirtschaftsteil des Corona-Problems. Man kann es sich so leicht machen Geld zu verteilen, dass der Karren läuft. Wer fragt denn nach denen, die seit den 90ern mit immer kleinerem Budget ihr Leben fristen, die mit maßlos steigenden Mieten, steigenden Kassenbeiträgen und Eigenleistungen und auf Null gefallenen Erträgen aus ihren Ersparnissen auskommen müssen. Und es gibt die wachsende Zahl derer, die mit Mindestlohn, kleiner Rente oder gar mit Gebrechen zu kämpfen haben.
Diesen Menschen verordnet man Masken zu tragen. Ich habe so ein Ding KN 95 für 10 € gekauft. Es ist zu klein und glatter Wucher. Für eine Familie mit 3 Kindern sind das 50 €.  Tausende sind auf die Tafel angewiesen, immer mehr Menschen sind obdachlos, eine Schande für diese Gesellschaft.
Was soll denn nach Corona kommen? Derzeit fressen die Verschuldungszinsen den größten Teil der Einnahmen. Mit Corona wird’s noch mehr. Wer zahlt das? Diejenigen die man immer zur Kasse gebeten hat?  Die Kleinen Leute und die Kolonien, die Entwicklungsländer?  Nein, die schaffen das nicht - es muss sich radikal ändern, dazu gibt es keine Alternative.

Zu: „Unmut über geschlossene Grenzen“,9.5. S-1 +.andere

Es ist nicht zum Aushalten, dieses Gejammere wegen jeder Kleinigkeit, um Urlaub, Fußball, Biergarten, Kontakte, Haarschnitt, Klopapier. Mein Gott, das sind jetzt ein paar Wochen ohne diese Annehmlichkei­ten. Derweil wird Demokratie abgebaut, wird die Klientel der Wirtschaft bedient, wird über Kaufanreize nachgedacht und die Kluft zwischen arm und reich breiter und tiefer. Dass AKK mit der Bestellung von Atomwaffenträgern vorprescht, hätte noch vor 1990 einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Gegen solche Kriegsvorbereitungen mussten wir jahr­zehntelang käm­pfen. Wir kennen den Krieg. Dagegen ist das Coronaproblem ein Pipifax.
Damals mussten Frauen und Kinder jahrelang auf ein Wiedersehen warten. Die Nazis und ihre Günstlinge waren nicht draußen und wer meckerte oder nicht mitmachte, war schnell in Feldgrau oder in Dachau. Jetzt ist es nötig nachzudenken, wie es nach Corona weitergeht:

Weiter so wie bisher? Oder wie Dekan Markus Giese zum 8.Mai schrieb: Verpflichtung für den Frieden und Gerechtigkeit. Ich füge hinzu: Solidarität und Mitbestimmung.

zu: „Wie klappt die Verkehrswende“, 30.1.2020 S. 23

Wir sind noch weit weg von einer Verkehrswende.  Viele wollen sie und überschütten uns mit Ideen und konkreten Vorschlägen. Zwar wird immer wieder gesagt, dass man ein Gesamtkonzept braucht, aber bei allen bisher vorgestellten Vorschlägen fehlt eine konkrete Zielvorstellung und ein daraus entwickelter Gesamtplan, in dem eine konkrete Reihenfolge gefasst ist.  Einzelne Maß­nahmen wie Preisgestaltung, Ausrüstung und Neukauf von Fahrzeugen und aufwendige Werbung bringen nichts, wenn die Busse überfrachtet werden und /oder im Individualverkehr stecken  bleiben, wie es gegen­wärtig ständig der Fall ist. Deshalb müssen alle Verbesserungen im ÖPNV flankiert werden mit geän­derter Kanalisierung des IV.  Für alle neu geschaffenen Garagen- und P+R-Stellplätze müssten gleich viele Oberflächen-Parkplätze entfallen, das gäbe erst mal Platz für Radstellplätze.
Das Ziel muss sein, die Oberflächenparkplätze nach und nach abzubauen, denn nur das wird für die Gesundheit der Bürger positiv und die Aufenthaltsqualität optimal sein. Die Mitverantwortung des Landkreises ist noch zu fixieren und die private DB muss die Pflicht genommen werden, Umsteigeplätze an vorhandenen Bahnhöfen und Haltestellen anzubieten. Dazu sollten noch Ortsbusse oder Sammeltaxis dazu kommen,  die stets pünktlich, bequem, preiswert, umweltfreundl­ich, umsteigesicher und gut erreichbar sind, das wäre ein guter Anfang.
Am15,1. zeigte 3-SAT um 14.55 Uhr „Metropolen der Balkans“. Die wissen wie ÖPNV geht. Allen voran Ljubljana: Innenstadt autofrei, ÖPNV gratis, in der Fußgängerzone fahren Cavaliere-Wagen müde Menschen zu den Haltestellen des ÖPNV. Erholungsoasen mit viel Grün und bequemen Ruhebänken, daneben Bücherstände, Bistros und Straßencafes zaubern in dieser vom  Jugendstil und wechselvoller Vergangenheit geprägten Stadt eine geradezu utopische Gemütlichkeit.  Unser Stadtrat und Verwaltung sollten sich das mal anschauen – oder noch besser, eine Partnerschaft anstreben. Die Slowenen würden sicher bereit sein, uns zu sagen und zu zeigen wie man das macht. Sie haben bewiesen, dass das geht und dass man auch die Fußgänger nicht vergisst.

Merke: Wer im Winter lange an der Haltestelle warten muss, wer stehend in Kurven mit seinem Gleichgewicht hadert, wer an der Umsteigestelle den Bus davonfahren sieht und für eine Strecke von ein paar Kilometern doppelt oder dreimal so viel zahlt wie das Parkticket, der steigt nicht um

 

zu: „Balkanroute für Flüchtlinge weitgehend abgeriegelt.“  Am 27.2. 2016 - S. 1

Mit der von Österreich angeschobenen Abriegelung wird die Verabschiedung Europas von der Humanität eingeläutet.  Als Herr Söder, der sich sogar zutraut, einmal Bayerns Minister­präsident zu werden, sich hinter diese Entscheidung stellte, hat er wie andre Leuchten den engen Schulterschluss mit Petry und Hocke vollzogen.  Ich hatte deshalb ein energisches Aufbäumen von Presse und Gesellschaft erwartet.  Dass das nicht geschieht, zeigt, dass wir auf dem Weg sind, der nicht mehr von Menschenrecht und Moral, sondern von Egoismus und politischen Kalkül geleitet ist.  Einigen Wahlen und Parlamentssitzen zuliebe werden Folgen geschaffen, die nicht abzusehen sind.  Das um seine Existent ringende und derzeit massiv ausgeplünderte Griechenland wird damit in dieser Rechnung abgeschrieben.  Die große Idee von Europa und der Vereinten Nationen geht vor die Hunde

zu: Höness tritt seine Haftstrafe an  VB- 3.6.2014

Mit Schaudern und Gänsehaut in der Stimme habe ich meiner lieben Frau vorgelesen, was heute in großen Artikeln auf Seiten 1 und 3 der Gegenwart und Nachwelt verkündet wird:  Der arme Herr Höness muss für einige Zeit ein Schicksal erleiden, das in den düstersten Farben geschildert wird.  Aber wenn er schön brav ist, wird er auch bald wieder entlassen und in der Zwischenzeit wird er viel Besuch empfangen dürfen von seinen Freunden, die gescheiter waren als er, weil sie sich nicht erwischen ließen oder gleich ihr Schäfchen,  bzw. ihren Wohnsitz ins Ausland verlegten, und damit gefeit dagegen sind, ihren Beitrag für das ungeliebte Gemein­wesen leisten zu müssen.  Nun fragten wir uns allerdings, ob diese Katastrophe wirklich allen unsern Mitbürgern so zu Herzen geht, dass man jeden seiner Fürze in unserer Tageszeitung kommentieren muss und ob es nicht Themen gibt, die interessanter sind.