Der Presserat soll richten

               Mein Leserbrief

Zu: „Die Nazis sind wieder da“, MP 12.08.23 S.3

Gerhard Baum hat einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit der AfD gebracht. Zustimmung. Ein Satz stimmt aber überhaupt nicht: „Die Nazis, die wir nach dem Krieg heftig und mit Erfolg bekämpft haben,…..“ Die sog. Entnazifizierung brachte ein paar kleinen Nazis Ungemach. Der Faschismus wurde nicht aufgearbeitet. Schon Anfang der 50er organisierten sich Kampfverbände. An der Talavera übte die HIAG den Nahkampf. Stolz prangte neben der Alten Mainbrücke das grüße Schild der NPD. Wir haben es in den Main geschmissen. Wir waren zu schwach. An den Stammtischen: „Es muss endlich Schluss sein mit der Wiedergutmachung“. Mutige Männer wie Dr. Elmar Herterich, Vitus Heller, Paul Veltrin und Karl Weller, die ihre Existent aufs Spiel setzten, haben schließlich verloren gegen die wiedererstarkten Nazis, die, weil Fachleute fehlten wieder in ihre alten Rechte als Richter oder Vollzugsbeamte geholt wurden. Kriegsbücher, „Landserheftchen“, ,„Ich war dabei“ (in der SS) wurde stolz behauptet. In den Schulbüchern kam der NS Staat nicht vor. Wer kennt das Buch von Eugen Kogon: Der SS-Staat, das Aufschluss gibt über die Maschinerie des Schreckens. Wer hat mal reingeschaut in die Protokolle und Gerichtsbeschlüsse zur Wiedergutmachung, die zeigen, dass fast immer die Opfer das Nachsehen hatten. Die KPD, die 1933 bis zuletzt kämpfte, wurde verboten, die SPD stand allein, auch in den 50ern, als in den anderen Parteien rechtslastige Politiker in den Führungsgremien saßen. Die Neonazis sind nicht plötzlich aufgetaucht. Sie waren immer da. Sie sind aufgestanden, weil die Politik 2022/23 sie dazu animiert, ihnen Argumente en gros liefert.

In der Main--Post fe3hlt der Name Vitus Heller, als der LB veröffentlicht wurde.

Deshalb schrieb ich an die Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren der MP- Redaktion, zunächst möchte ich mich sehr erfreut bedanken, dass Sie nicht nur meinen Schreibfehler, (V)Feltrin ausgebessert haben, (ich besuche sein Grab immer wieder, wie auch das von Karl Weller) sondern noch andere Verbesserungen machten. Schockiert war ich allerdings und tief getroffen, dass Sie Vitus Heller löschten. Es wäre für mich sehr wichtig, wer den Brief bearbeitet hat, denn ich möchte mich mit ihm auseinandersetzen. Dass es zufällig passierte, kann ich mir nicht vorstellen. Vitus Heller war für mich ein wesentlicher Bestandteil dieses Briefes und ich kann mir nicht vorstellen, dass der Presserat sowas durchgehen ließe. Einen Teil meiner Argumentation zu diesem Fall schicke ich Ihnen im Anhang. Sie haben es bisher vermieden, den Fall Heller-Weber und die damit zusammenhängenden Fälle zu verarbeiten. Ich würde das gerne mal mit Ihnen diskutieren.

Mit freundlichen Grüßen helmut försch 29.08.2023 14.30 h

Die Redaktion antwortget  bis heute 14.11.23 nicht.

An die Redaktion schickte ich auch

Vitus Heller, zu dieser Loyalitätserklärung von 1939

Vitus hat bis zum Verbot seiner Zeitung und seiner Partei gekämpft. Die Existenzgrundlage für sich und seine Familie war dahin. Schon sehr bald wurde er verhaftet, überprüft, verwarnt. Besucher seiner Wohnung wurden registriert. Vorladungen, Verhaftung, Haft folgten und schließlich das KZ in Dachau. Dort traf er Politiker aller Coleur und sie diskutierten den Widerstand. Man war sich schließlich einig, dass das Sitzen im KZ nichts bringt, dass man Widerstand nur draußen wirksam leisten kann. Allerdings hatte sich das Regime zu dieser Zeit noch nicht in seiner schließlichen Brutalität gezeigt. Wie sie mit SA-Leuten, die in Ungnade gefallen waren, umgingen, schildert Vitus in seinen Aufzeichnungen: sie wurden zu Tode geprügelt. Schon damals, so erzählt Vitus, habe man solche Texte wie diese Loyalitätserklärung geschrieben, auch für andere, die um Familie und Geschäft bangten. Nach der Entlassung aus Dachau wurde Vitus überwacht, bekam Vorladungen und Verwarnungen. Das alles bis 1945 hätte man in den Dossiers der Gestapo finden können. Aber nur ein einziges Dokument aus dieser Zeit tauchte auf und wurde gegen ihn verwendet. Die ganze Akte „Vitus Heller“ ist verschwunden. Sie hätte offenbart, dass Vitus bis 1945 auf Kohlen saß und ständig mit dem Schlimmsten rechnen musste. Wer also die sog. „Loyalitätserklärung“ in Händen hatte, ist wohl auch im Besitz der Gestapoakte, denn eine solche Erklärung kann nicht irgendwo anders gelegen haben. Die Frage ist aber vor allem, warum wurde diese Erklärung veröffentlicht? Weil er vielen Leuten, die in Amt und Würden standen, auf die Finger und in ihre Vergangenheit beschaut hat. Zunächst aber, was hat Vitus bewogen, diese Erklärung zu unterschreiben. Von den Problemen die Vitus wegen seiner Gegnerschaft gegen die Nazis vor allem in 1930-33 und bis 1935 im Saarland erwachsen waren, sind auch seine Frau und die Kinder betroffen gewesen. Wahrscheinlich waren die Querelen, denen sie ausgesetzt waren sein Hauptmotiv, seine Familie zu schützen. Sie waren eine verschworene Gemeinschaft, standen alle für seine Ziele, hatten in den 20er Jahren die Partei und vor allem andern die Zeitschrift mit wenigen Mitarbeitern ermöglicht. Die Sorge um seine Familie, die in schwerster Not lebte und daneben von den Informanten und Gestapozuträgern nicht nur gefährdet, sondern auch auf offener Straße verhöhnt oder beschimpft wurden, hat Vitus natürlich auch in seinem Handeln bestimmt. Der Polizeiinspektor Nöth hatte ein Auge ständig auf Vitus, setzte ihn mit Warnungen und Vorladungen unter Druck. Georg Vogel von der Gestapo hingegen warnte ihn, riet ihm, gefährliche Unterlagen, vor allem Adressen seiner Leser und Mitarbeiter verschwinden zu lassen. Viele Mitglieder seiner Partei, die trotz Verbot sich zusammenfanden und Widerstand leisteten und organisierten kamen ins KZ und oder wurden hingerichtet. Seine Tochter Maria, die ich noch kennen lernen durfte, hat mir davon erzählt und nicht nur ihr kamen die Tränen, wenn sie mir davon erzählte: von den Schwierigkeiten, als Kinder von Vitus Heller eine Lehrstelle oder eine Arbeitsplatz zu bekommen, vom Zwang mit „Heil Hitler“ zu grüßen, von der HJ-Dienstpflicht und wie sie nur mit Hilfe von Verwandten und Freunden überleben konnten. Jeder Tag, 12 Jahre lang, in Angst und Sorge. Wer hätte, um seine Lieben zu schützen, nicht auch seine Seele dem Satan verschrieben. Ich würde bestimmt auch so handeln. Vitus Heller hat sich sofort nach der Befreiung zur Verfügung gestellt. Natürlich wollte er mit seiner Partei, und genauso mit seiner Zeitung weitermachen, oder neu beginnen. Die Militärregierung hat es nicht zugelassen. Das war ein Berufsverbot. In seinem Briefwechsel mit Leo Weismantel, dem Mann, der 1924 für seine CSP in Würzburg direkt in den Landtag gewählt wurde, wird deutlich, wie schnell z. B. bei den zugelassenen Parteien, in den Medien und der Verwaltung Leute mitmischten, von denen man annahm, dass sie sich verstecken müssten. Mit Adam Stegerwald, der ihn schon beim Start der CSP unterstützt und gefördert hat, gründete er am 3.10.45 die CSU. Vitus wird Hauptredner der CSU. Bei der Kommunalwahl 1946 werden drei seiner Freunde in den Stadtrat gewählt. Vitus war wachsam, deckt Schiebereien und Korruption auf. Im Juni 1946 findet er „zu viele Nazis“ in der CSU. Vitus wird für viele Leute, die in Amt und Würden sitzen, äußerst unbequem. Aber er hat keine Presse. Eine ganze Reihe von „Unregelmäßigkeiten“ macht er publik. Die Main-Post veröffentlicht die „Loyalitätserklärung“. Vitus verliert seine Aufgabe als Vorsitzender der „Spruchkammer“, die über die Altnazis urteilen darf. Seine Erklärung dazu findet kein Verständnis. Vitus wird als Flüchtlingskommissar bestellt. Seine Arbeit, die er natürlich fleißig und zielführend für die Flüchtlinge durchführt, findet bei den vielen „Ausgebombten“ keine Freunde, denn sie warten auch auf eine Wohnung in der Stadt und Vitus beschlagnahmt einen Kasernenblock für seine Vertriebenen.

 

Leserbriefe die nicht veröffentlicht wurden

 

 

Würzburger Geschichten

                                               Zum Zeitgeschehen

Die verkehrte Richtung

Klare Fronten

Die Entscheidung gegen eine verkehrsberuhigte Hofstraße ist auch eine Entscheidung gegen eine bessere Aufenthaltsqualität und damit auch gegen das höchste Gut, das wir im Fremdenverkehr anzubieten haben.  Und es ist auch gegen die Bürger dieser Stadt, die längst so fortschrittlich sind, dass sie die „Autogerechte Stadt“ ad acta gelegt haben.  Und es ist auch Ignoranz gegenüber den Erkenntnissen der Wissenschaft und der Städteplaner die längst erkannt haben, dass die Lebens- und Wohnqualität Priorität haben muss, nicht nur für die Einwohner, sondern auch für die Besucher und nicht zuletzt für die Wirtschaft, wie man auch aus den Erfahrungen der Vorreiterstädte weiß.

Auch über die Maßnahmen, die dafür sorgen können, wie man dem überbordenden Individualver­kehr Paroli bieten kann, gibt es gute Rezepte.

Und es gibt auch ein gutes Rezept für die nächsten Wahlen. Nicht nur  für die, die sich eine autofreie Domfreiheit wünschen oder sich gerne an gemütlichen Plätzen niederlassen, sondern auch die Leute, die gern ungestresst einkaufen wollen.                                            

 

 

Wieder einmal ist Mobilität das Thema – und man kann dankbar sein, dass man eigentlich nicht nachdenken muss, weil das, was getan werden müsste, seit mindestens 30 Jahren unverändert vorgetragen wird und von der Entwicklung auch vollbestätigt wird.  Dass es trotzdem von vielen nicht zur Kenntnis genommen wird:  dass die Aufenthaltsqualität in Fußgängerzonen verbessert wird, dass wir genug Parkplätze haben, dass ein paar zusätzliche P+R-Plätze mit Bus-Anbindung die Situation nicht nur verbessern, sondern auch die Fremdenverkehrs- und Einkaufsstadt aufwerten würde, ist schon sehr eigenartig.  Obwohl Würzburg optisch durch die Altstadt dominierende Großkotze an Attraktivität verloren hat, steigen trotzdem die Besucherzahlen und verdient wird, wie man sieht auch genug.  Und wer durch Würzburg geht, stellt fest, dass sich die Menschen auf diesen Straßen wohlfühlen. Ich sag es immer wieder: die Stadt ist für die Menschen da und jede Verbesse­rung des ÖPNV macht unzählige Parkplätze überflüssig.                                      19.4.2013

 

Mit großem Interesse habe ich den Bericht über die Abstimmung für das neuerliche Glanzstück in der gebeutelten Würzburger Innenstadt gelesen.  Dass Metall und Glas zum Einsatz kommt, war von vorne herein klar, genau so, wie der Standort, denn die gemütlichen Sitzgelegenheiten waren vielen schon immer ein Dorn im Auge. Bleiben da doch die Besucher, wie auch viele Würzburger viel zu lange sitzen, ohne sich in das Rennen um die Schnäppchen einzureihen.  Da werden dann sicher viel weniger und mit absoluter Sicherheit auch unbequemere Sitzgelegenheiten – wenn überhaupt – installiert, harren doch auch ungezählte Angebote mit lukullischen Glanzstücken auf die Gäste.  Die Glaskiste reiht sich unterwürfig ein in die neueren Kreationen am unteren und oberen Markt, so dass man erfolgreich so altes Zeug wie das Falkenhaus verdrängen kann, was allerdings bei der Marienkapelle nicht so ganz gelingt. Indessen kann sich wieder einmal der Bürger meines Schlages die Namen notieren, die uns das eingebrockt haben, aber auch die sich elegant raushielten, denn die nächsten Wahlen kommen bestimmt.                                      9.4.2013

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