1945 Würzburg 2020
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- Kategorie: Würzburger Geschichten
- Veröffentlicht am Dienstag, 08. April 2014 10:43
- Geschrieben von Helmut Försch
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Ausstellung der Geschichtswerkstatt im VVW
Die Ausstellung der Geschichtswerkstatt im VVW des Jahres 2020 im oberen Foyer des Rathauses wurde eröffnet von OB. Christian Schuchardt und Helmut Försch, der dazu sagte:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,
Am 16. März jährt sich zum 75. Mal der große Luftangriff auf unser schönes altes Würzburg, an das sich immer weniger Menschen erinnern können. Noch weniger Bürger erinnern sich an die 12 – 15 Jahre davor, in denen sich das Schicksal Würzburgs anbahnte, an die Republik von Weimar, die Weltwirtschaftskrise, die Anfänge, daraufhin die Machtübernahme durch die Nazis, das Ermächtigungsgesetz, die das Unrecht manifestierten und die Folgen ermöglichten und dem bürgerliche Parteien zustimmten. Und eine dieser Folgen ist das Drama des 16.März 1945. Diese Tatsachen dürfen wir nicht vergessen, wenn wir, die wir unmittelbar davon betroffen sind, davon reden.
Wir, die Geschichtswerkstatt, haben in den letzten 22 Jahren im Einvernehmen mit der Stadt Würzburg auf diese Ereignisse mit Ausstellungen reagiert, die zeigen sollten, was wir verloren haben, was gerettet oder wieder aufgebaut wurde. Wir haben die Trümmerfrauen zusammen gerufen, ihre Erlebnisse und Bilder gesammelt, gezeigt, wer die großen Helden und die Verlierer dieser Zeit waren. Wir haben die Bilder vor allem gesammelt, geordnet und interpretiert, gescannt und ausgedruckt. Viele Bücher sind darüber geschrieben, Zeitzeigen befragt und Filme gemacht, Wirklichkeit nachgestellt worden. Wir haben uns immer am 16. März um 21 Uhr auf dem Domvorplatz versammelt und – während die Glocken läuteten - mit Kerzen in den Händen still der Opfer des Krieges gedacht. Auch in diesem Jahr gibt es ein großes Spektrum von Veranstaltungen und Medien. Was aber nicht veränderbar ist, sind die Tatsachen: die Zerstörung der Stadt, die Ursache und die Folgen, der Wiederaufbau, der politische Neuanfang, das Grundgesetz.
Im Vorfeld dieser Ausstellung und der sie begleitenden Hefte habe ich mir diese Zeit seit damals vor Augen geführt – wie wir das damals erlebt haben, wie ich die Zukunft mitgestalten wollte und was davon übrig blieb. Und ich habe gelesen, nachgeschaut in meinen Niederschriften, aber auch in Büchern, Berichten und Archiven. Das Ergebnis ist niederschmetternd. Die Menschheit hat nichts daraus gelernt. Nichts. Absolut nichts.
Die Siegermächte haben 1945 das gesamte deutsche Volk zu Tätern gestempelt. Das hat die Gegner des Regimes, die vor und vor allem nach 1933gegen sie aufgestanden sind, betroffen, ohnmächtig und unglaubwürdig gemacht. Eugen Kogon hat in seinem Buch „Der SS-Staat“ schonungslos gezeigt, was in den KZ’s geschah. Wer hat das je gelesen? Dieser NS-Staat wurde nie aufgearbeitet. Als man Ende der 80er zaghaft damit begann, wurde das mit dem Fall der Mauer abrupt beendet, das Unrecht der DDR wird seitdem ständig mit den Naziverbrechen relativiert. Emil Julius Gumbel hat in „Vier Jahre politischer Mord“ die politischen Morde 1919-1923 untersucht und beschrieben. Heute ist es genau so. Nazimorde werden mit Widerstand gegen die Staatsgewalt durch Linksextreme nicht nur relativiert, sondern aufgerechnet.
Wenn wir heute die Bilder von der Zerstörung unserer Stadt anschauen, dann können wir, die wir das erlebt haben, uns vergegenwärtigen, wenn auch manches verblasst ist, was und wie es geschah, was war und was zu tun ist, zu tun wäre.
Die Generationen, die das nur von Hörensagen, von sogenannten Kriegs- oder Dokumentarfilmen und Romanen kennen, halten diese für wahr. Es gibt keine Möglichkeit den Krieg oder gar die Grausamkeiten der KZ’s abzubilden. Niemand würde sich bereit finden so etwas zu filmen, niemand würde da mitspielen, ja, es würde niemals erlaubt, das zu zeigen.
Was wollen wir Kindern und Jugendlichen sagen, zeigen, lehren, wenn Billionen jährlich ausgegeben werden für Kriegsgerät und Rüstung, wenn noch niemals so viele Waffen in Friedenszeiten in Deutschland hergestellt wurden wie heutzutage und Waffen in Kriegsgebiete und an Krieg führende Nationen verkauft werden, wenn unsere Verbündeten Kriege anzetteln, KZ’s, Folterung und Ermordungen vollbringen, wenn Völkerrecht missachtet wird und unsere Regierung das billigt oder gar unterstützt, wie es immer wieder geschieht? Was sagen wir ihnen? Es gibt nur eines: Die Wahrheit müssen wir ihnen sagen.
Kurt Tucholsky sagte: „Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen. Nein.“ „Ja, ich sage nein. Ich höre nicht auf „Nein“ zu sagen, wenn alle Krieg spielen, Kriege vorbereiten. Ich höre nicht auf „Nein“ zu sagen, wenn Unrecht verherrlicht wird, wenn Menschen, unterdrückt, ausgegrenzt werden oder man sie verhungern, ertrinken oder erfrieren lässt und nichts dagegen tut. Wenn wieder Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit das Leben vergiftet.
Ich höre nicht auf „Nein“ zu sagen, wenn man materielle Dinge, Wohlstand, Geld, Macht und Gewalt setzt vor Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft und zuschaut, wie arme Menschen Flaschen sammeln, auf Parkbänken schlafen, sich mit Zeitungen zudecken. Das soll auch mein Vermächtnis sein an die jungen Menschen, nicht nur an die, die für ihre Zukunft schon Freitags auf die Straße, statt zur Schule zu gehen, es geht an alle, die noch nachdenken und lieben können. Baut an einer friedlichen Welt ohne Hass und Neid, baut an einer Welt der Liebe und Freundschaft zu allen Menschen und der Natur. Nur dafür lohnt es sich zu leben.
Im Mittelpunkt dieser Ausstellung stand der 75. Jahrestag der zerstörung Würzburgs am 16.März 1945. Die GW stellte dabei auch zwei neue Broschüren und ein Video vor:
Auf 100 Seiten eine "Chronologie der zerstörung Würzburgs im 2. Weltkrieg". In der in Wort und Bild die einzelnen Luftangriffe und die Tage danach gezeigt werden. Unser Berthold Diem hat dazu ein Video aus dem vorhandenen Film-, Bild- und Textmaterial zusammengestellt.
An die Zeit von 1945 bis in die 50er Jahre, die geprägt waren von Angst, Hunger, Schuld und aufkeimender Zukunftsfreude erinnert Helmut Försch iin "Jahre danach" auf 50 Seiten.
Leider hat die im März beginnende Corona-Welle die Auststellung überrollt. Wir werden die Aus-stellung und Vorstellung unserer Arbeiten - so hoffen wir - im nächsten Jahr wiederholen
Leserbriefe die nicht veröffentlicht wurden
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- Veröffentlicht am Sonntag, 29. Dezember 2013 11:33
- Geschrieben von helmut
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Würzburger Geschichten
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- Kategorie: Würzburger Geschichten
- Veröffentlicht am Mittwoch, 04. Januar 2012 22:52
- Geschrieben von Helmut Försch
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Zum Zeitgeschehen
Die verkehrte Richtung
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- Kategorie: Würzburger Geschichten
- Veröffentlicht am Mittwoch, 07. August 2013 09:17
- Geschrieben von Helmut Försch
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Klare Fronten
Die Entscheidung gegen eine verkehrsberuhigte Hofstraße ist auch eine Entscheidung gegen eine bessere Aufenthaltsqualität und damit auch gegen das höchste Gut, das wir im Fremdenverkehr anzubieten haben. Und es ist auch gegen die Bürger dieser Stadt, die längst so fortschrittlich sind, dass sie die „Autogerechte Stadt“ ad acta gelegt haben. Und es ist auch Ignoranz gegenüber den Erkenntnissen der Wissenschaft und der Städteplaner die längst erkannt haben, dass die Lebens- und Wohnqualität Priorität haben muss, nicht nur für die Einwohner, sondern auch für die Besucher und nicht zuletzt für die Wirtschaft, wie man auch aus den Erfahrungen der Vorreiterstädte weiß.
Auch über die Maßnahmen, die dafür sorgen können, wie man dem überbordenden Individualverkehr Paroli bieten kann, gibt es gute Rezepte.
Und es gibt auch ein gutes Rezept für die nächsten Wahlen. Nicht nur für die, die sich eine autofreie Domfreiheit wünschen oder sich gerne an gemütlichen Plätzen niederlassen, sondern auch die Leute, die gern ungestresst einkaufen wollen.
Wieder einmal ist Mobilität das Thema – und man kann dankbar sein, dass man eigentlich nicht nachdenken muss, weil das, was getan werden müsste, seit mindestens 30 Jahren unverändert vorgetragen wird und von der Entwicklung auch vollbestätigt wird. Dass es trotzdem von vielen nicht zur Kenntnis genommen wird: dass die Aufenthaltsqualität in Fußgängerzonen verbessert wird, dass wir genug Parkplätze haben, dass ein paar zusätzliche P+R-Plätze mit Bus-Anbindung die Situation nicht nur verbessern, sondern auch die Fremdenverkehrs- und Einkaufsstadt aufwerten würde, ist schon sehr eigenartig. Obwohl Würzburg optisch durch die Altstadt dominierende Großkotze an Attraktivität verloren hat, steigen trotzdem die Besucherzahlen und verdient wird, wie man sieht auch genug. Und wer durch Würzburg geht, stellt fest, dass sich die Menschen auf diesen Straßen wohlfühlen. Ich sag es immer wieder: die Stadt ist für die Menschen da und jede Verbesserung des ÖPNV macht unzählige Parkplätze überflüssig. 19.4.2013
Mit großem Interesse habe ich den Bericht über die Abstimmung für das neuerliche Glanzstück in der gebeutelten Würzburger Innenstadt gelesen. Dass Metall und Glas zum Einsatz kommt, war von vorne herein klar, genau so, wie der Standort, denn die gemütlichen Sitzgelegenheiten waren vielen schon immer ein Dorn im Auge. Bleiben da doch die Besucher, wie auch viele Würzburger viel zu lange sitzen, ohne sich in das Rennen um die Schnäppchen einzureihen. Da werden dann sicher viel weniger und mit absoluter Sicherheit auch unbequemere Sitzgelegenheiten – wenn überhaupt – installiert, harren doch auch ungezählte Angebote mit lukullischen Glanzstücken auf die Gäste. Die Glaskiste reiht sich unterwürfig ein in die neueren Kreationen am unteren und oberen Markt, so dass man erfolgreich so altes Zeug wie das Falkenhaus verdrängen kann, was allerdings bei der Marienkapelle nicht so ganz gelingt. Indessen kann sich wieder einmal der Bürger meines Schlages die Namen notieren, die uns das eingebrockt haben, aber auch die sich elegant raushielten, denn die nächsten Wahlen kommen bestimmt. 9.4.2013
Aktuelles
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- Kategorie: Würzburger Geschichten
- Veröffentlicht am Dienstag, 07. Januar 2014 00:00
- Geschrieben von helmut
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